Entwicklung des Mehrfarbendrucks

 Hanns - Peter Schöbel  | Am Bildstock 21 |  D 77746 Schutterwald |  im Jahr 2017

 
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1.2. Das Punktsystem erobert als Lithographie den Markt

Um das besser zuordnen zu können, muss man sich noch mal in die Zeit um 1800 zurückversetzen. Es dominierten der Tiefdruck und vor allem der Hochdruck seit Gutenbergs Erfindung für den Text. Bilder
wurden z.B. dabei nur als Holzschnitte in die Druckform montiert. Einen ‚richtigen‘ Mehrfarbendruck gab
es nicht – es fehlten die kleinen, systematisch platzierten Druckelemente, die Punkte. Abb.2
 
Hand-Punktiersystem „Berliner Art“
 

Punkt Berlinerart

 
 

Punkt Federpunktiertechnik

      Abb. 2   Lithographische Feder-Punktiertechnik                                Handpunktierte Töne
 
 
Da bietet Senefelders neue Reprotechnik mittels Lithographie und der von ihm erfundene Umdruck
ganz neue Perspektiven. Die Fachliteratur des 19. Jahrhunderts ist voll von Zeugnissen, wie mittels
Umdruck von Texten oder Musiknoten diese neue Zeit begann - siehe Andrĕ in Offenbach und z.B.
den Verlag C.G. Roeder in Leipzig. Auch Motive aus anderen Druckverfahren, auch von alten Drucken
(Texte wie Bilder) konnten nun direkt für eine Vervielfältigung im Steindruck als Bilderdruck übernom-
men werden. Schon kurz nach Senefelders Erfindung ist sogar ein farbiger Frühdruck in 5 Farben
(1. Inkunabel – 1808, GN Nbg.) von ihm selbst erstellt bekannt.
 
Der Steindruck: ein Video clip aufgenommen im Künstlermuseum Heikendorf (2017)
 
Vor allem aber brachte es Gottfried Engelmann in Paris nach 1837 zur Meisterschaft. Er nutzte u.a.
den Umdruck für Motivpausen zur Herstellung jeder einzelnen bis zu vielen Teilfarben (Chromolitho-
graphie). Diese ersten Farbdrucke,  in 10 – 20 Einzelfarben gefertigt, faszinieren heute noch. Die
hohe Anzahl von Einzelfarben war nötig, um vor allem die manuell erzeugten Punkte optisch nicht
wirksam werden zu lassen. Die Tonabstufungen wurden durch die Kreidetechnik, die Federtechnik,
das Spritzkorn und ab 1910 auch mittels Tangiertechnik erreicht.
   
 
Tangiertechnik
Tangiertechnik zur Übertragung von
vorgefertigten Tonwerten
direkt auf den Stein oder Reprofilm.
Größenreduktionsgerät (siehe Seite 71)
Quelle: O. Krüger, Leipzig, 1949
 
Bei dieser Technik werden auf Folien vorpunktierte Tonwerte an eine aufbereitete Stelle des Steines übertragen/ umgedruckt. Das Verfahren kann man als Vorläufer der von G. Meisenbach, München
erfundenen drehbaren Glasgravurraster-Technik in der Kamera –1882 – ansehen. Abb. 3   
 
Kamerarasterung  

Glasgravurraster in der Kamera

Abb. 3a

Punktbildung Kamera  

Rastermuster, Punktentstehung
bei der Belichtung (siehe Text)

Abb. 3b

Aufrastern  

Mikroaufnahme gerasterter Punkte
mit dem typischen Dichteverlauf,
um Korrekturen mittels dem Lasieren
oder Ätzen zu ermöglichen.
(Quelle: FOGRA)

Abb. 3c

 Abb. 3

Es entstanden nun auch neue Berufe. Neben den Kupferstechern, Holzschneidern nun die Litho-
graphen: als Chromolithographen, Schriftlithographen, Steinschleifer und in Konkurrenz zu den
Buchdruckern: der Steindrucker. Auch Arbeitsteilung in der Reproduktionstechnik war angesagt.
Das ging so weit, dass es Lithographen gab, die ‚nur’ glatte Töne und andere, die Faltenwürfe
oder Gesichter punktierten. Abb. 4
 
  2koepfe 17Farben  

 

Maedchenkopf sw

Zur Darstellung der Punktier-
technik Details vergrößert
 

Abb. 4a        Druck in 17 Farben = Chromolithographie,
                     inkl. Skalendruck, von R. Schulz 1880, Leipzig

  Abb. 4b
 
So eine 8 – 10 Farben Postkartenlitho  dauerte damals ca. 2-3 Wochen. Das alles ging natürlich bald
wieder zu langsam. So kamen neue Verfahren auf, wie das schon erwähnte Tangierverfahren und vor
allem die Fotografie.         
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